film&philosophie: the matrix

Die vom Einfluss des falschen Ego verwirrte spirituelle Seele hält sich selbst für den Ausführenden von Tätigkeiten, die in Wirklichkeit von den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur ausgeführt werden (Bg 3.27).

Die Gedanken in diesem Vers aus der Bhagavad-gita (Bg) könnten für den Kinofilm “The Matrix” Pate gestanden haben. Die Rolle der drei Erscheinungsweisen wird in diesem Film von einem monströsen Computerprogramm – der Matrix – gespielt, an dem alle Menschen (die verwirrten Seelen) unwissentlich angeschlossen sind und dadurch glauben, ein ganz normales Leben im Jahre 1999 zu führen.

Die verwirrte Seele
Der Held im Film ist ein Computerfreak, ein Hacker, der über das Internet plötzlich geheimnisvolle Botschaften erhält. Mehr und mehr kommt er zur Gewissheit, dass da etwas faul ist. Scheinbar interessieren sich verschiedene Seiten für ihn. Der Held hat keine Ahnung, weshalb, und vor allem weiss er nicht recht, welcher Seite er vertrauen soll – er ist völlig verwirrt…

Die erleuchtete Seele
Ein paar Menschen im Film haben den Durchblick und weihen den Helden in eine grausige Wahrheit ein: Unsere vermeintlich wirkliche Welt, in der wir tagein und tagaus leben und Frustrationen und Freuden erleben, ist nichts anderes als ein Computerprogramm, an das wir alle angeschlossen sind und das uns die Welt in unseren Köpfen vorgaukelt, indem das Progamm einfach die entsprechenden Gehirnströme für bestimmte menschliche Wahrnehmungen und Empfindungen produziert.

Diejenigen mit der Sicht der Ewigkeit sehen, dass die unvergängliche Seele transzendental und ewig ist und sich jenseits der Erscheinungsweisen der Natur befindet. Trotz ihres Kontaktes mit dem materiellen Körper tut die Seele nichts und ist auch nicht verstrickt (Bg 13.32).

Die “schreckliche” Wahrheit
In Wirklichkeit liegt praktisch die gesamte Menschheit in unermesslichen Energieproduktions-Batterien, jeder einzeln in einem sargähnlichen Glastank, angeschlossen an zahlreiche Kabel und Schläuche und – zwecks filmtechnischen Grusels – eingepackt in einer schleimigen Masse.

Der Höchste Herr weilt im Herzen ein jeden und lenkt die Wege aller Lebewesen, die sich auf einer Maschine befinden, die aus materieller Energie besteht (Bg 18.61).

Die verführte Menschheit
So vegetieren die Menschen vor sich hin und liefern ihre Energie in Form von Körperwärme und Gehirnströmen ab, während in ihren Köpfen das Programm der “Wirklichkeit” abläuft und ihnen ein “wahres Leben” vorgaukelt.

Törichte Menschen können nicht verstehen, wie ein Lebewesen seinen Körper verlässt, und sie können nicht verstehen, welche Art von Körper es im Banne der Erscheinungsweisen der Natur geniesst. Doch jemand, dessen Augen im Wissen geschult sind, kann all dies sehen. Die strebenden Transzendentalisten, die in Selbstverwirklichung verankert sind, können all dies deutlich erkennen. Doch diejenigen, die im Bewusstsein nicht fortgeschritten und die nicht selbstverwirklicht sind, können nicht sehen, was vor sich geht, auch wenn sie sich darum bemühen (Bg 15.10-11).

Bruchstückhaft muss man sich die Geschichte dieser grausigen Wirklichkeit selber zusammenreimen: Es waren die Computer, ausgestattet mit einem immer höheren Grad an künstlicher Intelligenz, die eines Tages die Weltkontrolle übernommen haben. Die Menschen versuchten offenbar, den machthungrigen Computern den Energiehahn abzudrehen, indem sie das Sonnenlicht vom Himmel bannten (mit Atomexplosionen?). Die Maschinen entdeckten in der Folge den menschlichen Körper als Energiequelle. Was braucht der Mensch zum Leben? Der Mensch ist ein komplexes, hochentwickeltes Wesen, das man nicht einfach einsperren und zwecks Energieproduktion an Drähte anschliessen kann. Der Mensch führt sein Leben auf einer sinnlichen, einer emotionalen und einer intellektuellen Ebene.

Die aktiven Sinne sind der leblosen Materie übergeordnet, der Geist steht über den Sinnen, die Intelligenz steht über dem Geist, und die Seele steht sogar noch über der Intelligenz (Bg 3.42).

Der Geist muss beschäftigt sein! Damit der Mensch fleissig Körperwärme und Gehirnströme produziert, muss in seinem Geist etwas ablaufen, das ihn beschäftigt, das ihn “glücklich” macht. Also programmieren die Maschinen kurzerhand ein Gehirnstrom-Abbild der Welt, wie sie 1999 war, und schliessen alle Menschen, die auf riesigen Zuchtfarmen in Reagenzgläsern herangezogen werden, ans Programm an. Diesen programmierten Vorgängen in ihrem Geist sind die Menschen ausgeliefert, denn sie werden nicht als ein Programm wahrgenommen, sondern als “das Leben” selbst.

Denn der Geist ist ruhelos, stürmisch und sehr stark. Ihn zu bezwingen ist schwieriger, als den Wind zu beherrschen (Bg 6.34).

Ein kontrollierter Geist bringt Befreiung
Einige Rebellen entkommen der Machtergreifung durch die Maschinen und versuchen nun, andere Menschen aus ihrer Illusion in den schleimigen Glassärgen aufzuwecken, indem sie sich in die Matrix hacken und die Illusion zerplatzen lassen.

Man sollte sich mit Hilfe des Geistes befreien und nicht erniedrigen. Der Geist ist der Freund der bedingten Seele, aber auch ihr Feind (Bg 6.5).

Wohin auch immer der Geist aufgrund seiner flatterhaften und unsteten Natur wandert, man muss ihn auf jeden Fall zurückziehen und wieder unter die Herrschaft des Selbst bringen (Bg 6.26).

Ein Mensch auf der spirituellen Suche
Sobald ein Mensch aus seiner programmierten Illusion erwacht, wird er von den spinnenartigen Robot-Wächtern als Fremdkörper erkannt, herausgepflückt und den Abfluss hinuntergespült. Unten warten jedoch die Rebellen, zusammen mit ihrem Anführer und Guru Orpheus, nehmen die Erwachten in ihr U-Boot auf und beginnen, sie über die Wahrheit aufzuklären und zum Kampf gegen die Illusion auszubilden.

Versuche die Wahrheit zu erfahren, indem du dich an einen spirituellen Meister wendest. Stelle ihm in ergebener Haltung Fragen und diene ihm. Die selbstverwirklichten Seelen können dir Wissen offenbaren, weil sie die Wahrheit gesehen haben (Bg 4.34).

Der lange Weg zum Spiritualisten
Die Schulung, um den Kampf in der Cyberwelt gegen die Computer aufzunehmen, ist lang und hart. Ist die Ausbildung abgeschlossen, folgt eine verwirrende Jagd durch Wirklichkeit und Cyber-Welt, wo unverletzliche Cyber-Agenten lauern. Wenn´s zu brenzlig wird, hilft nur die manchmal schwierige Flucht aus der Cyber-Welt in die trübe Wirklichkeit zurück.

Ein Mensch im göttlichen Bewusstsein weiss im Innern stets, dass er in Wirklichkeit nicht handelt, obwohl er sieht, hört, berührt, riecht, isst, sich bewegt, schläft und atmet. Denn während er spricht, sich entleert, etwas annimmt, seine Augen öffnet oder schliesst, weiss er immer, dass nur die materiellen Sinne mit ihren Objekten beschäftigt sind und dass er selbst darüber steht (Bg 5.8-9).

Andere Körper – andere Programme
All dies geschieht, während die Cyber-Kämpfer auf einem Stuhl angeschnallt liegen und das Hirn mit verschiedenen Computerprogrammen geladen und entladen wird.

Das Lebewesen in der materiellen Welt trägt seine verschiedenen Lebensauffassungen von einem Körper zum anderen, so wie die Luft Düfte mit sich trägt. So nimmt es eine Art von Körper an und gibt ihn wieder auf, um einen anderen anzunehmen. Das Lebewesen, das auf diese Weise einen weiteren materiellen Körper annimmt, erhält eine bestimmte Art von Ohren, Augen, Zunge, Nase und Tastsinn, die um den Geist gruppiert sind. So geniesst es eine bestimmte Art von Sinnesobjekten (Bg 15.8-9).

Was ich nicht weiss…
Da gibt es auch den abtrünnigen Rebellen, der lieber wieder in die schöne Illusion der Cyberwelt abtauchen möchte, denn die neue Realität der Welt ist ihm zu trübe, und er kommt zum Schluss: Ignorance is bliss!

Wisse, dass die Erscheinungsweise der Dunkelheit, geboren aus Unwissenheit, die Täuschung aller verkörperten Lebewesen verursacht. Die Folgen der Unwissenheit – Verrücktheit, Trägheit und übermässiger Schlaf – binden die bedingte Seele (Bg 14.8).

Aber auch einer der Agenten der Computergehirne, ein reines Cyberwesen, unverletzlich, da nur programmiert, freakt aus, wegen den vielen allzu menschlichen Dingen, mit denen er sich herumschlagen muss, wie zum Beispiel der menschliche Angstschweissgeruch des gefangenen Rebellen. Er will in seinem Cyber-Dasein keinen Kontakt mehr mit Menschen und deren Verhalten haben müssen.

Mystische Kräfte durch Weisheit
Der Held, ein Messias im Cyberspace, der die Matrix knacken soll, muss lernen, in allen Situationen das Bewusstsein zu bewahren, dass die Matrix nur eine vermeintliche Wirklichkeit ist. Er muss an sich und die Realität glauben.

Wer Erleuchtung, Anhaftung und Täuschung weder hasst, wenn sie auftreten, noch nach ihnen verlangt, wenn sie vergehen; wer trotz all dieser Reaktionen der materiellen Erscheinungsweisen unerschütterlich und unberührt bleibt und seine neutrale, transzendentale Stellung beibehält, da er versteht, dass allein die Erscheinungweisen wirken; wer im Selbst verankert ist und zwischen Glück und Leid keinen Unterschied macht; wer einen Klumpen Erde, einen Stein und ein Stück Gold mit gleichen Augen sieht; wer erwünschte und unerwünschte Dinge als gleich erachtet; wer stetig ist und bei Lob und Beleidigung, Ehre und Schmach gleichermassen unberührt bleibt; wer Freund und Feind gleich behandelt und allen materiellen Tätigkeiten entsagt hat – von einem solchen Menschen sagt man, er habe die Erscheinungsweisen der Natur transzendiert (Bg 14.22-25).

Als er beginnt dieses Bewusstsein zu entwickeln, entstehen “mystische” Kräfte. Er hat nun verwirklicht, dass die Kugeln aus den Waffen der Cyber-Agenten nur Cyber-Munition ist und er sich im Cyber-Space und nicht in der Wirklichkeit befindet. (It´s all in the mind!) Da er dies verwirklicht hat, kann ihn die Cyberwelt nicht mehr berühren, und mittels seiner mentalen Kraft bringt er nun sogar die unverletzlichen Cyber-Agenten arg ins Schleudern…

Wenn es dem verkörperten Wesen gelingt, die drei Erscheinungsweisen zu transzendieren, kann es von Geburt, Tod, Alter und den dazugehörigen Leiden frei werden und bereits in diesem Leben Nektar geniessen (Bg 14.20).