skitour: tödi 03.03.2013

Endlich hat`s geklappt! Schon seit einigen Jahren versuchte ich diesen Gipfel wieder zu besuchen. Der erste Besuch erfolgte über den Westgrat von der Planurahütte her. Die Hütte erreichten wir damals vom Urnerboden über die Clariden-Nordwand. Das war im Juni 2005.

Diesmal begann der Aufstieg mit Skiern in San Benedetg und führte über den Piz Posta Biala (3074 m) zur Punteglias-Hütte. Es war drückend heiss in den riesigen Südhängen und keine einzige Wolke minderte die Sonneneinstrahlung. Kleider klebten am Körper und meine gesamte Energie ging für die Klimaanlage drauf. Ich musste hin und wieder stehenbleiben, damit mir der Kessel nicht platzte. Erst der nordgerichtete Kessel am Gipfel brachte Kühlung und ein wenig Schatten. Mit der gewonnenen Frische kam auch die Lust auf den Gipfelaufstieg. Steigeisen und Pickel und 100 Höhenmeter brachten uns zum Höhepunkt des Piz Posta Biala und wir konnten die Südhänge des Tödi und die Porta da Gliems, die wir morgen durchsteigen mussten, betrachten.

Dann die Abfahrt zur Hütte, einen Hütten-Znacht, eine Hüttennacht, ein Hütten-Zmorgen und wir standen mit Stirnlampen in der ersten Morgendämmerung um 6 Uhr morgens wieder auf den befellten Skiern. Ich flog – im Gegensatz zu gestern –, dank der herrlichen Morgenfrische förmlich zur Fuorcla da Punteglias hinauf. Abfellen und abfahren, um die Ausläufer des Piz Urlaun herum queren, und erneuter Anstieg zur steilen Porta da Gliems. Ski auf den Rucksack schnallen, Steigeisen an die Füsse, Pickel in die Hand, Helm auf und rauf.

Dann, im grossen Gletscherkessel des Bifertenfirns, unter dem Gipfel des Tödi, wird es wieder heiss. Angeseilt die letzten 400 Höhenmeter zum Gipfel des Piz Russein (3614 m), wie der Tödi auf „bündnerisch“ heisst. Die gewaltigen Spalten, die ich damals im Juni sah, sind nun kaum zu erkennen. Gut eingeschneit, gut für die Abfahrt ins Glarnerland, die nach ausgiebigem Tummeln auf dem geräumigen Gipfel folgt.

Die mächtig breite Gletscherzunge des Bifertenfirns leckt zuerst sanft südwärts, dann ein Knick nach Ost, wo ihre gutmütig sanfte Neigung schon bald abrupt in einem dramatischen Gletscherbruch endet. Es endet hier auch die Befahrbarkeit der eisigen, rissigen Zunge und die winzigen Skifahrer müssen sich ganz am nördlichen Rand, in der sogenannten Schneerus hinunter kämpfen.  Es ist ein relativ enges und steiles Couloir, das jedoch eine freundlich glatte und hartgepresste Schneedecke aufweist.

Je nach persönlichem Gusto und Nervenkostüm wird die Schneerus mit eleganten Schwüngen, mit kantigem Abrutschen gemeistert, oder es wird der Skitechnik allesamt der Rücken gekehrt und die Skis auf denselbigen gebunden und voll auf die Steigeisen gebaut. Irgendwann sind dann alle unten beisammen unter den drohenden Seracs des Gletscherbruchs, der nun über uns liegt und noch die letzten Sonnenstrahlen von seinen eisigen Spitzen reflektiert.

Die Abfahrt wird jetzt ruppig, denn es liegen unzählige zerschellte Eisklötze im Schnee. Hier donnern die Eisgeburten des Gletschers ins enger werdende Tal und die Eisgeröllbahnen müssen gequert werden.

Bald sehen wir die Fridolinshütte, an der wir vorbeifahren und immer noch 1300 Höhenmeter Abfahrt vor uns haben – und über 7 Kilometer Strecke. So durchfahren wir weiterhin grosse Vielfalt im Gelände, durch enge Lücken zwischen Bäumen, durch weite flache Talabschnitte, über Brücken, die es zu treffen gilt und sogar durch einen Tunnel, der innen über und über mit Eiszapfen behangen ist und einen märchenhaften Schlusspunkt der Tour setzt.

Die Ankunft im Tierfehd ist beglückend, nicht zuletzt wegen des wartenden Alpentaxis, das sogar kühles Bier im Angebot hat.